Beschreibung
LESEPROBE:
Christkindlmarkt
Salzburg war der geeignete Treffpunkt, um Weihnachtsgeschenke auszutauschen, denn es war in meiner Familie Tradition, dass wir uns einmal im Jahr trafen. Diese Stadt lag für alle in der Mitte, denn meine Tante und mein Cousin samt Familie kamen aus Wien, und meine Cousine samt Familie kam aus Innsbruck, und ich samt angeheirateter Familie kam aus Oberösterreich. Der Weg von uns nach Salzburg war nicht so weit, ca. eine Stunde. Mit so vielen Tieren kann man ja nicht sehr lange den Hof verlassen, aber dieses Zeitmaß war in Ordnung, und außerdem waren immer Stammgäste in unserer Frühstückspension, die aufpassten, denn ganz alleine kann man unsere „Terroristen“ nicht lassen. Eine ruhige Minute hätten wir dann nicht, und das Familientreffen könnte ich nicht genießen. Meist finden wir uns am letzten Wochenende vor Weihnachten ein. Oder besser gesagt, die Familie macht Salzburg unsicher.
Gemeinsam ging man zu Mittag in ein schönes Restaurant zum Essen, wo auch die Geschenke ausgetauscht wurden und den „familieneigenen“ Kindern immer wieder versichert wurde, wie groß sie doch geworden sind. Ein Satz, bei dem ich mir als Teenager immer dachte: „No na, was sonst?“. Anschließend war ein Besuch auf dem Salzburger Christkindlmarkt am Domplatz angesagt, der kleinen zweibeinigen Terroristen wegen. Unsere Männer nahmen Kurs auf den Glühweinstand links.
Unsere Kinder waren noch klein, und auf dem Christkindlmarkt der mittlere Horror, denn sie zogen von einem Standl zum anderen. Harald war irgendwo, und der Rest der Familie im weihnachtlichen Niemandsland verschollen. Ich beschloss, auf eine Steinstatue zu klettern, um nach der „ADAMS FAMILY“ (DEIM, PRÜLLER und HOFNER) Ausschau zu halten. Die Idee war gut – sehr gut. Ich suchte mir eine Steinstatue mit hohem Sockel, um Ausschau halten zu können nach Schnapsdrossel und Co. Es war nicht leicht, in diesen Menschenmassen die Familie zu finden, aber das war jedes Jahr so. Und gefunden haben wir uns immer noch. Prost!
So, die Statue war gewählt, die Kids an die Hand genommen und das Ziel in Angriff genommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich krabbelte auf die Steinstatue, in der Form eines mittelalterlichen Edelmannes, aber – oh Schreck! dieser Edelmann war so weich und muskulös zugleich und ich wusste nicht: Soll ich hinunter springen von dem Sockel oder mich anhalten? Ich war total überfordert und verwirrt und hielt mich unentschlossen etwas unsittlich an der falschen Statue an. Wissen Sie was ich meine? Da gibt es diese Menschen, die sich wie Steinstatuen schminken und verkleiden. Kennen Sie sicher, aber damals war das ganz neu, und ich kannte diese optische Täuschung nicht. Immer noch hielt ich mich fest, an Po und Schenkel des Verkleidungskünstlers, und mir fehlte einfach nur der Plan. Zum Rotwerden fehlte mir einfach die Zeit. Einige Besucher des Christkindlmarktes bestaunten und beklatschten die Situation und lachten sich kaputt. Peinlich, peinlich! Und dann kam auch noch der Satz der Statue: „Gnädige Frau, es war mir ein erotisches Vergnügen, ich wurde schon lange nicht so an meinem Gesäß angefasst, und der Griff zwischen meinen Schenkeln – alle Achtung.“ Mit großer Verlegenheit sprang ich vom Sockel, schnappte Paul und Alexandra und drehte mich verstohlen nach dem Steinmann um, der wieder wie versteinert auf seinem Sockel stand. Nur sein Grinsen war ein wenig verräterisch. Ob es ihm gefallen hat – mein unabsichtlicher Annäherungsversuch? Na, knackig war sein Hintern schon, aber das habe ich meinem Mann nicht verraten. Mit den Kids verschwand ich unerkannt in der Menge, fand die Adams Family und flüsterte meiner Cousine das eben Erlebte zu. Ich schreibe Ihnen jetzt nicht, was sie zu mir gesagt hat – nicht jugendfrei!
Ein Tipp an die Damen: Sollten Sie einmal einen knackigen Po anfassen wollen: Steinstatue suchen (z.B. Stephansplatz) – nichts von meiner Geschichte wissen – Ausrede benützen und genießen!
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